Motor-Öl

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Beitragvon Rico2706 » Fr Jan 03, 2014 17:31

Hallo Freunde,

ich möchte euch die Antwort nicht vorenthalten. Ich habe mich der letzten Tage mit dem Problem der Ölverbrennung beschäftigt und einen Spezialisten um Hilfe gebeten.
Siehe Antwort:



Hallo Herr Schreiner,
nachfolgend finden Sie eine Fernanalyse Ihres Problems und unsere Empfehlung dazu:

Wir können Ihr Problem nur aus Sicht der Schmiertechnik beurteilen.
Da wir keine Werkstattkompetenz besitzen, können wir keine Hinweise zu notwendigen Motoren – Instandsetzungen geben.
Ebenfalls sind die nachfolgenden Erläuterungen nur als Ausschnitt der gesamten Problematik zu sehen, um die Argumentation
möglichst verständlich zu halten. Unter genauer petrochemischer Betrachtung sind die Vorgänge deutlich komplexer.
In der Summe bleiben die Kernaussagen aber bestehen.

Zündfähigkeit
Damit Öl verbrennt benötigt man entsprechende „Zünd-Temperaturen“.
Öl wird üblicherweise über die Grenzfläche Kolben/Zylinderwand und über die
Ventilschäfte in den Brennraum eingetragen.
In einem durchschnittlichen Motor der 60er Jahre (mit moderater Literleistung) betragen
die Betriebstemperaturen an den Zylinderwandungen ca. 200°C bis 250°C.

Ein Indikator für die Zündfähigkeit eines Öles ist der sogenannte Flammpunkt.
Nachfolgend ist der Flammpunkt für verschiedene Ölviskositäten exemplarisch dargestellt:
Wünschenswert für Ihr Problem ist ein sehr hoher Flammpunkt des Öles.
Mineralöle (keine Synthese- oder Teilsyntheseöle)
HD 20 = 220 °C
HD 30 = 230 °C
HD 40 = 235 °C
HD 50 = 245 °C
HD 10W-30 = 200 °C
HD 10W-40 = 210 °C
HD 15W-40 = 215 °C
HD 20W-50 = 230 °C
HD 20W-60 = 240 °C


Viskosität
Damit unzulässige Ölmengen überhaupt in den Brennraum gelangen, muss das Öl entsprechend dünnflüssig sein, um über die Ventilschaftdichtungen
und zwischen Kolben/Zylinderwand eindringen zu können
Hierbei sind die Öltemperaturen am Kolbenhemd (ca. 150°C) und im Zylinderkopf (ca. 120°C) entscheidend.
Als Anhaltspunkt für die „Dünnflüssigkeit“ in diesen Temperaturbereichen, kann man die allgemeingültigen Viskositätsangaben bei 100°C heranziehen.
Nachfolgend sind die Hochtemperaturviskositäten bei 100°C für verschiedene Mineralöle exemplarisch dargestellt:
HD 20 = 8,0 mm²/s
HD 30 = 11,0 mm²/s
HD 40 = 14,5 mm²/s
HD 50 = 18,5 mm²/s
HD 10W-30 = 11 mm²/s
HD 10W-40 = 14,5 mm²/s
HD 15W-40 = 14,5 mm²/s
HD 20W-50 = 18,5 mm²/s
HD 20W-60 = 24,0 mm²/s

Fazit 1:
- Eine Reduzierung Ihres Problems wird eintreten, wenn Sie Öle mit hohen Flammpunkten und hohen Hochtemperatur- Viskositäten verwenden
- Z.B Einbereichsöl HD 50 oder Mehrbereichsöl HD 20W-50

Problematik bei hohen Viskositäten:
Wie alles im Leben haben positive Effekte auch „Nebenwirkungen“.
Diese Nebenwirkungen betrifft die Durchölungszeit des Motors bei Kaltstart.
Z.B. benötigt ein Motor bei Kaltstart mit 20W-50 Motorenöl ca. die doppelte Zeit zur vollständigen Durchölung des Motors wie ein 10W-30 Motorenöl.
D.h. in dieser Zeit (z.B. 20 sec.) arbeitet der Motor an vielen Stellen im Zustand der Mischreibung, die erhöhten Verschleiß verursacht.
(Weitere Aspekte wie Benzineintrag ins Öl, Verbrennungsrückstände, Kühlwirkungen, Öldrücke/Fliesswiderstände wollen wir hier nicht weiter behandeln)

Fazit 2 und Empfehlung:
Gewisse „Einlauferscheinungen“ und Ölverluste, die auf hohen Laufleistungen basieren, können mit erhöhten Viskositäten teilweise kompensiert werden.
Um einer langsameren Durchölung des Motors (bei Kaltstart) entgegen zu wirken, empfehlen wir unser Mehrbereichsöl Rektol SC 20W-50, dass im
Kaltstartverhalten niedrigere Viskositäten als ein Einbereichsöl HD 50 aufweist.
Die empfohlene Spezifikation „SC“ entspricht der seinerzeit gültigen Vorschriften für Ihren Ford V8 Motor.
Eine weitere Steigerung wäre unser Rektol SG 20W-60, dass wir allerdings nur als Zwischenlösung für den Übergangszeitraum bis zur nächsten Motorenüberholung empfehlen würden.
Hinweis: Motoren für die seinerzeit sehr hochviskose Öle vorgeschrieben waren, sind auch dementsprechend konstruiert worden.
Ihr Motor benötigt eigentlich als Ganzjahresöl ein HD 10W-30 und bei besonders warmen Klima ein HD 20W-40. Nach unserer Erfahrung funktioniert ein HD 20W-50 auch noch sicher, wenn Sie den Motor immer besonders sanft warm fahren.


PS: Additive zur Innenabdichtung:
Die uns bekannten Additive zur Abdichtungsverbesserung basieren auf einer Viskositätserhöhung oder auf Chemikalien die defekte Dichtungen quellen lassen.
Spezielle Zusätze die Ventilschaft Dichtigkeiten und Kolben/Zylinder Dichtigkeiten verbessern sind uns nicht bekannt.
Grundsätzlich empfehlen wir Öladditive nur als Problemlöser, um Erscheinungen bereits geschädigter Maschinenkomponenten zu mindern und um den Zeitraum bis zur nächsten Überholung zu überbrücken.
Die ultimativen „Ölverbesserer“ gibt es nach unserer Erfahrung nicht. Die Motoren- und Ölhersteller investieren zig millionen EUR in die Ölentwicklung. Wenn es den ultimativen „Ölverbesserer“ geben würde, wäre der schon standardmäßig in allen Schmierölen vorhanden.

Wenn weitere Fragen bestehen, nehmen wir uns gerne Zeit.[/b]


Mit freundlichen Grüßen

Dipl. Ing. Jochen Pohlmann



Pohlmann Mineralölwerk GmbH & Co.KG
Am Kniep 2
D - 34497 Korbach

Telefon: +49 - (0) - 56 31 - 95 30 0
Fax: +49 - (0) - 56 31 - 95 30 25


E-Mail: j.pohlmann@rektol.de

Internet: www.rektol.de

www.rektol-klassik.de
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Re: Motor-Öl

Beitragvon Falk » Sa Jan 04, 2014 14:09

Ich bin zwar nur Leihe aber ist ja allgemein bekannt das dickere ÖLe bei älteren Motoren sinnvoll sind. mind. 10W 40 oder 15W 40. Oben steht ja sogar bis 20W 50.
(Das 20W /50) Sollte nicht im Winter eingesetzt werden.

Ich musste jetzt bei mein 2000er Camaro die Erfahrung machen das zu dünnes ÖL (es war 5W 30) sogar Ventilklappern ect. verstärken kann. Also wird beim Nächsten Wechsel auch wieder dicker Brühe verwendet.

Hier was interesantes.

http://www.youtube.com/watch?v=cL6uMHqSSJ4

Geht es um dein Ford?
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Re: Motor-Öl

Beitragvon Atschi-78-Caprice » Sa Jan 04, 2014 14:16

Das ist ja interresant da mit dem Video
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